

Von der Vision zur Mission
Die Idee der Nutzung einer Open-Source-Archivsoftware zur späteren Anbindung interessierter Archive an »mediaartbase. de« zählt zu der grundlegenden Vision des Projekts. Die Entwicklung eines geeigneten Metadatenmodells für zeitgebundene Medien ist ein entscheidender Aspekt dieser Zielsetzung. Metadaten sind jene zentralen Parameter, die zur systematischen Klassifikation, Beschreibung und Erschließung der Objekte genutzt werden und als Teil der Konservierung verstanden werden müssen.
»Keep it simple« ist die wichtigste Vorgabe bei der Entwicklung der Metadaten. Viele Projekte beginnen mit der Beschreibung des komplexesten Objekts: Eine Struktur soll die Ausnahme hinreichend beschreiben und weniger komplexe Objekte gleichwohl in das Raster integrieren. Im Ergebnis bedeutet dieses Verfahren, dass alle Objekte kompliziert erschlossen werden müssen – auch die einfachen. Interessierte Institutionen gehen häufig davon aus, dass in ihrem Bestand keine Standardobjekte vorzufinden sind, sondern exponieren vielmehr die einzigartige Vielfalt ihrer Objekte und den sich daraus ableitenden besonderen Status.
Die Entwicklung einer einfachen Struktur bedeutet jedoch, von der Regel auszugehen, also den Standard zu finden. »Einfach« bedeutet in diesem Fall, möglichst wenige Deskriptoren zu verwenden und vor allem keine benutzerspezifischen Felder einzuführen, die zu keinem anderen Standard interoperabel sind. Der hohe Aufwand, eine »einfache« Struktur zu entwickeln, Experte der Objekte zu werden, ist das Paradoxon der Metadatenentwicklung.
Wie sehen Metadaten aus?
Metadaten basieren auf international anerkannten Standards, mit denen eine Interoperabilität zu anderen Standards gewährleistet ist. Oft vorliegende hausinterne Standards machen eine Recherche in einer wissenschaftlichen Gemeinschaft sowie die Anbindung an Plattformen wie z.B. »Europeana« unmöglich.
Was heißt »Interoperabilität«?
Durch Interoperabilität können bestimmte Parameter auf Grundlage bestehender Konventionen gesucht werden. Hierbei wird nicht nur die Bezeichnung des Deskriptorenfeldes beschrieben, sondern auch dessen Inhalt. Dies können z.B. Namenskonventionen sein bis hin zum kontrollierten Vokabular. Dabei geht es nicht um die Entwicklung eines einzigen Standards, sondern vielmehr darum, dass unterschiedliche Standards interoperabel zueinander und zu übergeordneten Standards, wie z.B. zur »Open Archives Initiative« (OAI), sind.
Relationale Datenbanken
In den meisten Institutionen und vor allem in Bibliotheken basiert die Beschreibung von Objekten auf einer hierarchisch angelegten Struktur. Wenngleich digitale Objekte im Internet gerade diese Hierarchien nicht aufweisen, können sie jedoch zu anderen Objekten verlinkt werden. Diese Möglichkeit der Vernetzung der Objekte untereinander im Internet eröffnet vielfältige Möglichkeiten. Hierarchien können gleichwohl in der Ausgabe bzw. im Back-End definiert werden.
Eine Definition von »Sammlungen« kann einen räumlichen, zeitlichen oder kuratorischen Zusammenhang bilden. Dieser Prozess ist jedoch dynamisch und nicht dem jeweiligen Objekt während der Erschließung zugeordnet.
Software
Die Software-Architektur in internetbasierten Archivprojekten ist, ebenso wie die Metadaten, standardisiert. Grundlage hierfür bietet das »Offene Archiv-Informations-System« (OAIS), das bereits 1966 von der NASA begründet und nach zahlreichen Entwicklungsschritten 2009 als ISO 14721 verabschiedet wurde. Das Referenzmodell beschreibt ein Archiv als Organisation, in der Menschen und Systeme mit der Aufgabenstellung zusammenwirken, Informationen zu erhalten und einem definierten Nutzerkreis verfügbar zu machen.
Als Datenbank dient die Open-Source-Archivsoftware »DSpace«. Sie stellt Werkzeuge zur Erfassung, Speicherung und Weiterverbreitung von digitalen Ressourcen zur Verfügung und wird auf über 255 Installationen in 42 Ländern als »Institutional Repository« eingesetzt. Die Software ist dabei insbesondere für die Langzeitarchivierung digitaler Objekte geeignet, da DSpace in Anlehnung an das OAIS-Referenzmodell entwickelt wurde.
// Langzeitarchivierung
Objekte wie z.B. Bücher oder Fotos können auch nach Jahrzehnten relativ problemlos »gelesen« werden. Bei elektronischen Medien werden jedoch zusätzliche Angaben zur
Identifikation benötigt, die gegenwärtig als Metadaten zur Langzeitarchivierung bezeichnet werden. Das Problem der Identifikation wird schnell ersichtlich, da in den letzten 50 Jahren mehr als 50 Videoformate und ebenso viele verschiedene Tonträger benutzt wurden. Ohne präzise Informationen über den verwendeten Standard und funktionsfähige Geräte zur Wiedergabe können die Objekte später nicht genutzt werden.
Digitalisierungsstandards für Video
- Ausgangsformate Band: 1”C, JapanStandard 1, U-matic Lowband, U-matic Highband, U-matic, SP VCR, Betacam SP, VHS, Hi8, Digibeta, Laserdisk, DVD, Videofiles
- Digitalisat-Format: MXF-Container mit DVCPro50-Essenz
Langzeit-Archivformat
»mediaartbase.de« nutzt ein einheitliches digitales Speicherformat für alle Ursprungsformate. Das SD-Videoformat (Standard-Definition wie z.B. PAL und NTSC) DVCPro50 beruht auf einer 4:2:2-Signalverarbeitung bei einer Datenrate von 50 Mbps und verwendet eine Intraframe-Kompression, komprimiert also immer nur innerhalb eines Bildes. Es kann daher problemlos in digitalen Schnittsystemen weiterverarbeitet werden, um zum Beispiel Kompilationen aus dem Archivmaterial zu erstellen. DVCPro50 hat sich in Deutschland und international bei einer Vielzahl von TV-Sendern und Bewegtbildarchiven als De-facto-Standard der digitalen Bildspeicherung etabliert.
Um eine größtmögliche Kompatibilität mit unterschiedlichen Rechnersystemen zu gewährleisten, wird das DVCPro50-Format in einen MXF-Container verpackt. MXF (Material eXchange Format) ist die Bezeichnung für ein offenes Dateiformat, das im Unterschied zu proprietären Formaten wie AVI (Microsoft) oder Quicktime (Apple) explizit entwickelt wurde, um den Austausch von audiovisuellem Material über unterschiedliche Computer-, Kamera- und Schnittsysteme zu vereinfachen. Es wurde von allen relevanten Broadcast-Vereinigungen wie der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE), der European Broadcasting Union (EBU) und Advanced Authoring Format Association (AAF) verabschiedet und bietet aufgrund seiner Struktur und Verbreitung ideale Voraussetzungen als Archivformat. »mediaartbase.de« arbeitet mit der MXF-Spezifikation OP1a (SMPTE 378M).
Präsentationsformat
Das Präsentationsformat wird in regelmäßigen Abständen an den Stand der Technik angepasst. Dazu kann bei Bedarf aus dem nativen Langzeitarchivformat ein neues Präsentationsformat generiert werden. Flash9(f4v), das ein hohes Maß an Metadatenintegration, Streamingmöglichkeiten und Sicherheit bietet, wurde als erstes Präsentationsformat gewählt und wird derzeit von fast allen Videoplattformen im Internet benutzt. Das Präsentationsformat wird in der vollen Auflösung und der nativen Bildrate des Originalmaterials angelegt und beim Streaming mit einer »mediaartbase.de«-Kennung versehen.